”Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull”
Das Gegenteil von trockenem Deutschunterricht.
Der Filmklub lädt am Freitag, 13. Dezember, um 19.30 Uhr, ins Generationen-Kino ein: Es läuft der Film "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", D 2021, FSK ab 12.
Schon von klein auf hat es sich Felix Krull (Jannis Niewöhner) zur Aufgabe gemacht, mittels Rollenspielen und Verwandlungen in immer neue Identitäten zu schlüpfen. Als er die Gelegenheit erhält, in einem Pariser Luxushotel als Liftboy zu arbeiten, zögert er nicht lange, sein altes Leben in einem gutbürgerlichen Haushalt hinter sich zu lassen. Im Hotel kommt ihm seine Anpassungsgabe zugute und er steigt in rasender Geschwindigkeit zum Oberkellner auf. Vor allem die weiblichen Gäste bekommen nicht genug von ihm. Felix trifft auf Marquis Louis de Venosta (David Kross), der unglücklich in die lebhafte Zaza (Liv Lisa Fries) verliebt ist. Die beiden schmieden den Plan, ihre Identitäten zu tauschen, damit Felix ihm so ein Leben mit seiner Angebeteten ermöglichen kann. Für Felix bedeutet das zwar den Verlust seiner eigenen großen Liebe, die ebenfalls Zaza ist, aber damit kommt er zurecht. Schließlich ist seine noch größere Leidenschaft die Veränderung und der gesellschaftliche Aufstieg. Sein Meisterstück liefert Felix Krull schließlich am Königshof von Lissabon ab, wo er allen ein für alle Mal beweisen kann, dass ihm in Sachen Betrügereien und Irreführung, niemand so schnell das Wasser reichen kann...
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann aus dem Jahre 1954.
Bucks Thomas-Mann-Adaption ist in erster Linie ein extrem leichtfüßiger, unglaublich charmanter Film. Liebesirrungen und -wirrungen finden hier vor opulenter Kulisse mit einer gehörigen Prise Humor zusammen. Neben den zahlreichen prominent (aber nicht immer hundertprozentig passend) besetzten Nebenfiguren erzählt Buck diesen Liebesreigen mit drei fast gleichberechtigten Protagonist*innen: So bekommt nicht nur der von David Kross ganz wunderbar dauerverträumt verkörperte Marquis etwa mehr Profil als in der Vorlage.
Eine Interpretation, die Thomas Mann lieben würde
Vor allem die von Liv Lisa Fries stark und mit viel Präsenz verkörperte Zaza hat nur noch wenig mit dem literarischen Vorbild gemein. So ist sie nun nicht nur Teil von Krulls Vergangenheit, womit überhaupt das Liebesdreieck entsteht, sondern eine präsente Hauptfigur. Eine Anbiederung an den Zeitgeist? Im Gegenteil: Womöglich ist es eine Interpretation ganz im Geiste Thomas Manns. Der sah seine Geschichte ja selbst als zeitlos und immer-modern an. Er plante eben nicht nur weitere Teile, sondern aktualisierte selbst kurz vor seinem Tod den bereits veröffentlichten Teil noch einmal.
Zu dieser Modernisierung passt es, dass Felix Krull noch mehr Herr seines Schicksals ist. Dass die Anstellung im Hotel von ihm – mit Hilfe einer kleinen Erpressung – selbst eingefädelt wird, ist eine genauso zentrale Änderung wie der Ablauf seiner Ausmusterung. Einen vorher eingeprobten Epilepsie-Anfall vorzutäuschen, ist zwar auch hier der Plan, doch weil ein Kandidat direkt vor ihm damit auf die Schnauze fliegt, muss Krull schnell improvisieren. Vielleicht mag es mancher Mann-Fan für einen Frevel halten, dass Buck und Kehlmannn selbst vor einer solch legendären Szene nicht halt machen, doch sie füllen ihren Krull so schon früh mit Leben. Dieser selbstbewusste junge Mann will nicht andere für sich entscheiden lassen – und er ist dabei stets in der Lage, gewitzt auf sich ändernde Umstände zu reagieren.